Ausstellung

Passage. Doris Ziegler. Malerei

Kunstsammlung Gera, Orangerie

2. Juli bis 17. September 2023

Doris Zieglers einzigartiger „Passage“-Zyklus (1988-1994), der zum Hauptwerk der wohl wichtigsten Malerin der Leipziger Schule gehört, steht im Zentrum der überhaupt ersten Museumsausstellung 1949 in Weimar geborenen Malerin in Thüringen. Die in der Kunstsammlung Gera gezeigten Passage-Bilder, ergänzt durch Porträts, Stillleben und Stadtansichten, bündeln die Erfahrung einer gesellschaftlichen Transformation ohne historische Parallele. In ihnen verdichten sich Momentaufnahmen zu einem künstlerischen Panorama von „Wende“ und Umbruch. In den noch in der DDR entstandenen Bildern – zu denen etwa „Passage 1“ (1988) gehört – erweist sich die Passagenwelt der Leipziger Messehöfe als ein Kreuzungsort von historischen Ereignisketten und persönlichen Schicksalslinien. Die Situation der Spät-DDR trifft hier auf den Willen der Künstler nach Autonomie. In den frühen 1990er Jahren wird die Künstlerin zur Beobachterin der umgreifenden Veränderungen in Stadt, Gesellschaft und Kunstbetrieb. Wiederum wählt sie die Passagen der mittlerweile nobel sanierten Messehäuser zum symbolischen Ort ihrer Figurenmalerei.

Doris Ziegler wurde in den 1960er Jahren an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig bei Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer ausgebildet. Kurz vor der Wiedervereinigung Deutschlands wurde sie dort selbst zur Assistentin und schließlich 1993 als Professorin für das Grundlagenstudium berufen. In der Malerei war es über lange Zeit der „kühle Blick“, geschult an der neusachlichen Kunst der Zwischenkriegszeit, der Doris Ziegler interessierte und der sie unterschied von ihren Generationskollegen. Ihren magischen Ort fand die Künstlerin im Leipziger Stadtteil Plagwitz, dessen Architektur und Lebenswelt sie faszinierten. Vom sachlichen Industriedetail über die Kulissenwelt des Imaginären bis hin zur Darstellung des weiblichen Proletariats in der DDR reichen ihre bildnerischen Annäherungen an einen Aktions- und Rückzugsraum, der nach der deutschen Wiedervereinigung von einem tiefgreifenden Wandel betroffen war.

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