Diskurs

Ostdeutsche Kunst: Bestandsaufnahme und Perspektiven

Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Halle (Saale), 13.-15. September 2023

Kooperationsprojekt von Ostdeutscher Sparkassenstiftung, Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) und Dresdner Institut für Kulturstudien

 

www.tagung-ostdeutsche-kunst.de

Der Umgang mit ostdeutscher Kunst zeigte sich nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 geprägt von polarisierenden Debatten unter einer starken Anteilnahme des Publikums. Im „deutsch-deutschen Bilderstreit“ kam es zwischen 1990 und 2017 zur Herausbildung eines Diskurses, der weit über die Künste hinausging und strittige Themen im Zuge der deutschen Wiedervereinigung einbezog. Nach dem Ende des Bilderstreits vollzieht sich seit einigen Jahren nunmehr ein Paradigmenwandel im Umgang mit der ostdeutschen Kunst. In diesem inzwischen versachlichten Prozess einer veränderten Wahrnehmung ist insgesamt eine signifikante Akzeptanzsteigerung in Kultur, Politik und Gesellschaft gegenüber der ostdeutschen Kunst und Architektur spürbar geworden. Unerwartet an diesem Perspektivwechsel ist, wie etwa die Resonanzen zu Ausstellungen der letzten Jahre zum Thema zeigen, dass diese Hinwendung auch von jüngeren Publikumsschichten getragen wird. Das neue Interesse an der „Ostkunst“ (sowie an einer spezifischen „Ostmoderne“) erstreckt sich dabei gleichermaßen auf die Gattungen von Malerei, Grafik, Skulptur und Fotografie sowie auf architekturbezogene Kunst. Dabei richtet sich das Interesse nicht nur auf die Kunstentwicklung in der DDR, sondern ebenso auf die in der Transformationszeit nach der „Wende“ von 1989/1990 bis heute im Osten entstandenen Werke.

Die Tagung in der Leopoldina Halle (Saale) versteht sich als öffentliche Plattform eines sachlichen Austausches von Erfahrungen, Analysen und Konzepten aus verschiedenen Fachdisziplinen und gesellschaftlichen Teilbereichen. Die Konferenz versucht erstmals eine Bestandsaufnahme, zu der fachlich ausgewiesene Akteure aus den gesellschaftlichen Feldern von Museen, Wissenschaft, Medien und Politik beitragen sollen. Das erklärte Ziel der Tagung ist es, mit Akteur*innen aus Politik, Museen, Medien und Wissenschaft, einen Überblick zum Thema zu erlangen sowie Handlungsempfehlungen für den weiteren Prozess einer verstärkten Visibilität ostdeutscher Kunst im gesamtdeutschen Kontext zu entwickeln. Als Voraussetzung dafür kann gelten, dass im Zuge solcher Neubewertung der gegenwärtige Paradigmen-, Struktur- und Generationswandel in Ostdeutschland in die Diskussion einbezogen werden muss. Neben der notwendigen Historisierung der Konflikte um die ostdeutsche Kunst im Prozess der deutschen Wiedervereinigung beschäftigt sich die praxisorientierte Veranstaltung deshalb in besonderer Weise mit kurz- und mittelfristigen Perspektiven. Mit dieser Ausrichtung auf einen „Blick nach vorn“ stellt sich die Tagung ebenso in den aktuellen Diskurs um Wege und Zielmarken der ostdeutschen Transformation. Mit dem Projekt eines Zukunftszentrums für Deutsche Einheit und Europäische Transformation in Halle (Saale) sowie der parallel zur Tagung im Kunstmuseum Moritzburg gezeigten Ausstellung zum Strandmotiv in der ostdeutschen Kunst („Halle am Meer. Hallesche Künstlerinnen und Künstler an der Ostsee“) bieten sich den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Tagung auch ortsbezogene Anlässe zur Betrachtung von Kunstwerken wie zu einer kontextbezogenen Diskussion über die ostdeutsche Transformationsgesellschaft.

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