Ausstellung

Arbeit!

Die Ausstellung „Arbeit! Ostdeutsche Arbeitswelt im Wandel 1945-2015“ versucht die Stellung von Arbeit, Arbeitern und „Arbeiterstaat“ wie auch deren Transformation nach 1989 vornehmlich durch bildkünstlerische Werke aus drei wesentlichen Kunstsammlungen von DDR-Unternehmen zu rekonstruieren. Dabei handelt es sich um die bedeutsamen Kunstsammlungen der ehemaligen SDAG Wismut,der VEB Leuna-Werke und des VEB Carl Zeiss. Diese Sammlungen machen deutlich, dass sich der Umgang mit bildender Kunst nicht nur auf die auch in der Bundesrepublik praktizierten Formen eines Kunstengagements von Unternehmen reduzieren lässt.

Ostdeutsche Arbeitswelt im Wandel 1945-2015

DGUV Tagungszentrum Dresden
30. Oktober 2015 bis 28. Dezember 2015

Vielmehr kann hier von einer nach dem Systemwechsel bis heute fortwirkenden Präsenz erfolgreicher Vermittlungsformen gesprochen werden, welche in der DDR in den Unternehmen entstanden waren und bei größeren Teilen der Belegschaft auf Akzeptanz stießen. Die Spanne reichte dabei von zyklischen Ausstellungsformaten, der Vergabe von Kultur- und Kunstpreisen, der Durchführung von Pleinairs, der Anlage auch überregional bedeutsamer Kunstsammlungen bis hin zu der auch nach dem Ende sozialistischer Kunstkampagnen beibehaltenen Arbeit mit künstlerischen Laienzirkeln, von denen beispielsweise im Jahr 1981 in der SDAG Wismut lt. Erhebung des zuständigen Gebietskabinetts für Kulturarbeit fünf Mal- und Zeichenzirkel, zwei Keramikzirkel, acht Zirkel für Metall-, Holz- und Textilgestaltung sowie vier Betriebsfotogruppen existierten.

Der Fokus auf diese drei Unternehmen macht zugleich deutlich, dass die Ökonomie der wirtschaftlichen Umbruchsprozesse in besonderer Weise nicht nur in das Schicksal der Kunstbestände eingriff. Die Unternehmen selbst (wie das gesamte „System Arbeit“) wurden von der radikalen Transformation der Verhältnisse erfasst und mussten nun eigene Wege in die gesamtdeutsche Gesellschaft finden. Dieser Wandel der ostdeutschen Arbeitswelt in und nach 1989 bis heute – inklusive aller Bedingtheit von Arbeit und Arbeitsprozessen – soll in der Ausstellung ebenso verdeutlicht werden. Dabei werden neben Kunstwerken auch zeithistorische Objekte, Fotografien, Archivalien, Filme und kulturhistorische Artefakte in die mit modernen medialen Medien unterstützte Ausstellung eingebunden.

Ein Projekt im Rahmen des Leistungskurses Kunst mit SchülerInnen des Evangelischen Gymnasiums Dresden soll durch eine halbjährliche Beschäftigung mit dem Thema (und vor allem mit konkreten „Lebenslinien“ durch die Jahrzehnte der DDR und der Jahre nach 1989) eine Ausstellungsinstallation ermöglichen, in denen der Blick auf die historischen Zusammenhänge aus dem Blickwinkel von Jugendlichen (11. Klasse) wie auch deren Zukunftssichten auf das „System Arbeit“ anschaulich werden soll. Zudem werden auch künstlerische Arbeiten gezeigt, die nach 1989 entstanden sind und sich mit der besonderen Geschichte der ostdeutschen Arbeitswelt auseinandersetzen, wie etwa die Serie von Adaptionen ostdeutscher Brigadebilder durch den Hallenser Maler Moritz Götze. Dieser system-, milieu- und generationsübergreifende Ansatz bietet 25 Jahre nach der gelingenden deutschen Einheit ein geeignetes Podium zur Bestandsanalyse, zum historischen Verständnis wie auch zur Perspektiverweiterung, das neben dem Verständnis für die Arbeitswelt in der DDR auch die enorme Leistung einer historisch herausragenden Transformation würdigt.